„Der Wert eines Rasens ist unermesslich“

Im Interview spricht Thomas Büchner, Geschäftsführer von Büchner Fertigrasen, über die aktuellen Auswirkungen der Corona-Krise auf seinen Betrieb sowie die Naturrasen-Branche und wagt einen Ausblick auf das nächste Jahr.

Thomas Büchner
Thomas Büchner Bild: Büchner
Stadionwelt: Im Zuge der Corona-Krise wurden deutschlandweit alle Sport- und Entertainment-Veranstaltungen bis mindestens 31. August abgesagt. Dieses Verbot trifft viele Unternehmen aus der Branche hart. Welche Auswirkungen hat die aktuelle Situation auf Ihre alltägliche Arbeit?

Büchner: Natürlich spürt man die Einschränkungen hinsichtlich der Hygiene- und Abstandsregeln. Aber der tägliche Arbeitsprozess, weder im Büro noch auf dem Feld, sind davon nicht eingeschränkt. Niemand muss ins Homeoffice oder ist sogar erkrankt. Da fühlen wir uns schon ein Stück weit privilegiert. Selbstverständlich haben wir in unserem Verkaufsshop/Abholbüro entsprechende Maßnahmen getroffen. Schilder weisen auf Abstand hin und bitten um Verständnis für die sonst bei uns übliche Praxis mit persönlicher Begrüßung. Kaffee und Kaltgetränke gibt es weiterhin. Am Tresen wurde eine Plexiglasscheibe montiert, damit die Büromitarbeiterinnen geschützt sind. Desinfektionsmittel steht bereit. Man gibt sich einerseits entspannt, andererseits mit dem nötigen Respekt. Je länger der Zustand dauert, umso mehr wird das Ganze mit Humor getragen. Die anfänglich häufigen Telefonanrufe, ob wir geöffnet hätten, sind der Sorge gewichen, ob genügend Ware zur Verfügung steht.

 

Stadionwelt: Im Gegensatz zu vielen anderen Unternehmen, die mehr oder weniger in direktem Kontakt zur Sport- und Veranstaltungsbranche stehen, konnten Sie Ihre Produktion in den vergangenen Wochen also deutlich erhöhen. Inwiefern hängt das mit der aktuellen Lage zusammen? Können Sie diesen Trend auch bei anderen Unternehmen aus der Branche beobachten?

Büchner: Je länger die Menschen zuhause bleiben müssen, umso mehr geht der Blick in den Garten. „Upps, der Rasen sieht aber schlimm aus. Da müssen wir was tun.“  Ein Beispiel der erhöhten Nachfrage beim Garten-Landschaftsbau nach Rasen erhöht auch die Bestell- und Abholquote bei uns. Ich denke, das geht all meinen Kollegen genauso. Das Bewusstsein, dass Naturrasen einfach das Lebensgefühl verbessern und die Unsicherheit in der aktuellen Lage ein wenig ins Grün verdrängt, macht sich breit. Da ist der Kunstrasen überhaupt keine Alternative.

 

Stadionwelt: Wie wirkt sich die erhöhte Nachfrage auf Ihre alltägliche Arbeit aus? Haben Sie eventuell sogar neue Arbeitskräfte eingestellt?

Büchner: Der erhöhten Nachfrage haben wir Rechnung getragen. Neue Arbeitskräfte einzustellen und den Maschinenpark anzupassen, war schon im vergangenen Jahr notwendig. Somit sind wir (unfreiwillig) bereits gerüstet und kriegen das ganz gut hin. Unsere Mitarbeiter/innen sind – besonders in der Situation mit Kurzarbeit und Verdienstausfällen bzw. Stillstand von Betrieben – hochgradig motiviert und dankbar, arbeiten zu dürfen. Das spürt man.

 

Stadionwelt: Der deutsche Profifußball wird voraussichtlich noch einige Zeit pausieren, wie es danach weitergeht ist noch nicht in Gänze geklärt. Bietet die aktuelle Situation nicht eine hervorragende Möglichkeit für Vereine und Betreiber, über einen vorgezogenen Rasentausch nachzudenken?

Büchner: Natürlich wäre für unser Gewerk und die Betriebe, die auch im Bereich Sportplatz/Stadion unterwegs sind, jetzt eine angenehme Zeit zum Rasenwechsel. So ganz ohne Zeitdruck und dem damit verbundenen - unsäglich immer noch verbreitetem - Irrglauben, Dicksoden wären von Vorteil. Zwar haben wir kürzlich ein paar Projekte noch abgearbeitet und es steht noch etwas ins Haus. Aber dort, wo der Haushalt im öffentlichen Bereich jetzt angespannt ist, die Stadionbetreiber nicht wissen, wie sie die Stadien jetzt füllen sollen, brechen auch die Einnahmen weg – damit wäre ein Rasentausch auch obsolet.

Ich erwarte auch erst für 2021 einen stärkeren Einbruch, da der öffentlichen Hand dann die Steuereinnahmen aus den Gewerbesteuern der jetzt stillstehenden oder insolventen Betriebe wegbrechen. Dadurch wird im kommenden Jahr vielerorts das Geld für öffentliche Ausschreibungen bzw. öffentliche Aufträge fehlen. Ähnlich wird es wahrscheinlich den Stadionbetreibern gehen.

Auch wenn sicherlich viele Verbraucher jetzt unter Umständen in Geldnöte geraten sind, so wird doch auch im kommenden Jahr – wissend darum, wie wichtig inzwischen der eigene Garten als Rückzugsort geworden ist – die Nachfrage nach Rasenprodukten hoch sein. Der Gartenbesitzer steckt sein Geld in das Grün und legt es nicht auf ein Minuszinskonto. Da bin ich mir ziemlich sicher.

Der Wert eines Rasens ist unermesslich, ökologisch und emotional betrachtet, gibt es kein anderes Grün, was dem so gerecht werden kann. (Stadionwelt, 13.05.2020)

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